wertvollER TV Folge 15
Wie der Verlauf des PSA-Werts interpretiert werden kann
Den PSA-Wert im Kontext betrachten
Urologe Dr. Sebastian Nestler klärt über die Aussagekraft dieses Werteverlaufs bei Prostatakrebs auf.
Die PSA-Verdopplungszeit
Was der Verlauf des PSA-Werts über die Erkrankung aussagt
Bei und nach der Diagnose Prostatakrebs richtet sich der Blick vieler Patienten regelmäßig auf einen bestimmten Blutwert: den PSA-Wert. Doch ebenso wichtig wie der absolute Wert ist sein zeitlicher Verlauf. Eine zentrale Rolle spielt dabei die sogenannte PSA-Verdopplungszeit.
Was genau sich hinter diesem Begriff verbirgt, wie er berechnet wird und wie er im Krankheitsverlauf zu deuten ist, erklärt Dr. Sebastian Nestler, Urologe im Praxisverbund UROGate in Bad Vilbel, in der neuen Folge von wertvollER TV.
Was bedeutet die PSA-Verdopplungszeit?
Die PSA-Verdopplungszeit beschreibt, wie lange es dauert, bis sich der PSA-Wert im Blut verdoppelt. Sie gibt Hinweise darauf, wie aktiv ein Tumor ist – also ob der Krebs langsam wächst oder eher aggressiv verläuft.
Dabei handelt es sich nicht um einen festen Grenzwert, sondern um einen Verlauf, der nur durch die Beobachtung mehrerer PSA-Werte über einen längeren Zeitraum hinweg richtig eingeschätzt werden kann.
Wie viel sagt ein einzelner PSA-Wert aus?
Viele Patienten sind beunruhigt, wenn ihr PSA-Wert plötzlich steigt. Doch ein einzelner Wert ist immer nur eine Momentaufnahme. Ein erhöhter PSA-Wert kann zwar auf Prostatakrebs hinweisen, muss er aber nicht zwingend. Auch eine gutartige Prostatavergrößerung (BPH), Entzündungen oder kürzlich erfolgte körperliche Belastungen wie Radfahren oder Geschlechtsverkehr können den Wert beeinflussen. Erst durch die Betrachtung mehrerer Werte über Wochen oder Monate lässt sich ein klareres Bild gewinnen, zum Beispiel durch die Berechnung der PSA-Verdopplungszeit.
Wichtig zu wissen: Auch steigende PSA-Werte können auf einen stabilen Verlauf hinweisen, wenn sich die Verdopplungszeit nicht deutlich verkürzt.
Wann sollte man beim Verlauf des eigenen PSA-Werts genauer hinschauen?
Laut Dr. Nestler gilt eine kurze PSA-Verdopplungszeit von unter zehn Monaten als kritischer Bereich beziehungsweise spricht sie für ein schnelles Wachstum des Prostatakrebses. In diesem Fall sollte gemeinsam mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin geprüft werden, ob ein weiterer Therapieschritt notwendig ist. Es kann passieren, dass die Erkrankung intensiver behandelt werden muss, beispielsweise mit einer anti-hormonellen Therapie mittels Androgen-Rezeptor-Inhibitor, kurz ARI. Die Grenze von zehn Monaten dient hier nur als Orientierung, ersetzt aber nicht die individuelle Beurteilung durch den Facharzt.
Grundsätzlich gilt: Je kürzer die Verdopplungszeit, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für ein aktives oder fortschreitendes Tumorwachstum.
Kann ich die PSA-Verdopplungszeit selbst berechnen?
Mit Online-Rechnern verschiedener Anbieter lässt sich die PSA-Verdopplungszeit selbst berechnen. Dafür werden mindestens zwei PSA-Werte mit Datum benötigt. Dr. Nestler betont aber: Die Interpretation dieser Werte gehört immer in fachärztliche Hände, denn nur so lassen sich unnötige Sorgen oder voreilige Entscheidungen vermeiden.
Wie oft sollte der PSA-Wert, auch im Verlauf, kontrolliert werden?
Nach abgeschlossener Erstbehandlung empfiehlt Dr. Nestler eine Kontrolle des PSA-Werts alle drei Monate. Bei einem erneuten PSA-Anstieg oder einer kürzer werdenden Verdopplungszeit können kürzere Abstände – zum Beispiel alle sechs Wochen – sinnvoll sein. Auch das sollte individuell entschieden werden.
Die PSA-Verdopplungszeit ist ein wichtiger Marker, um den Verlauf von Prostatakrebs besser einzuschätzen – vor allem in der Nachsorge. Sie kann dabei helfen, rechtzeitig therapeutisch zu handeln, ohne überhastet zu reagieren.
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