Raus aus der Einsamkeit

Aktiv werden und neue Wege gehen

06.11.2025 I Lesedauer: ca. 5 Minuten

Senior spaziert mit Gehstock hinter dem Rücken durch herbstliche Allee

Nach einem langen Tag voller Arzttermine und Untersuchungen kann für Betroffene von Prostatakrebs der Wunsch nach Austausch und Nähe vorhanden sein. Doch nicht immer wartet zuhause jemand, mit dem sie offen über ihre Gedanken und Gefühle sprechen können. In solchen Momenten wird deutlich, wie wichtig der Rückhalt von vertrauten Menschen ist – sei es eine Partnerin oder Partner, ein Freund oder ein Familienmitglied. Ohne diese Unterstützung und Nähe fehlt vielen Männern ein wichtiger Halt, der gerade in schwierigen Zeiten Sicherheit und Trost spendet. 


Doch auch ohne ein enges soziales Umfeld gibt es Möglichkeiten, Unterstützung zu finden und aktiv gegen die Einsamkeit vorzugehen. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, wie Sie diesen Weg nicht allein gehen müssen und welche Hilfen Ihnen zur Seite stehen.  

Einsam oder allein – was macht den Unterschied?

Fast jeder Mensch ist mal froh, allein zu sein – manche Menschen lieben sogar die Momente mit sich selbst und genießen jede einzelne Minute davon. Diese Art des Alleinseins ist freiwillig und bewusst gewählt.  Doch es ist wichtig, zwischen Alleinsein und Einsamkeit zu unterscheiden. Einsamkeit ist unfreiwillig und entsteht, wenn ein Mensch unzufrieden ist mit seinen sozialen Beziehungen. Dabei geht es nicht nur um die Anzahl der sozialen Kontakte, sondern vor allem um deren Qualität. So kann es vorkommen, dass ein Mensch trotz eines großen Freundes- und Bekanntenkreises nicht das Gefühl hat, wirklich verstanden oder emotional verbunden zu sein. Die Beziehungen sind dann nicht intensiv oder unterstützend genug, um das Gefühl der Einsamkeit zu verhindern. Ganz gleich, um welche Form der Einsamkeit es sich handelt – die Betroffenen fühlen sich traurig, ausgeschlossen, oder gereizt. Häufig werden diese negativen Gefühle von körperlichen Symptomen wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Verspannungen begleitet. Besonders in der dunklen Jahreszeit, wenn die Stimmung ohnehin gedrückt ist, kann das Gefühl von Einsamkeit zunehmen.

 


 

Welche Formen der Einsamkeit gibt es?

Einsamkeit fühlt sich für jeden Menschen anders an – etwa wie eine innere Distanz, Zurückgezogenheit oder das Fehlen von zwischenmenschlicher Nähe. Diese unterschiedlichen Gefühle spiegeln sich in verschiedenen Formen der Einsamkeit wider, die sich oft miteinander vermischen:

 

    Es fehlt ein Mensch, mit dem Ängste, Sorgen und Wünsche offen geteilt werden können und zu der eine emotionale Verbundenheit besteht. Dies ist besonders bedeutsam, wenn im Kontext einer Prostatakrebserkrankung Therapieentscheidungen oder auch die nächste Kontrolluntersuchung des PSA-Werts anstehen. 

    Es fehlt ein soziales Netzwerk aus Familie, Freunden oder Arbeitskollegen, das Halt und Austausch bietet. Dabei sollten auch Hobbys oder Selbsthilfegruppen nicht unterschätzt werden, da sie wertvolle Möglichkeiten schaffen, um abzuschalten, sich abzulenken und im Alltag aktiv zu bleiben.

    Es fehlt die direkte körperliche Nähe – ein elementares Grundbedürfnis, das durch Berührungen wie Umarmungen, Zärtlichkeiten oder sexuelle Intimität erfüllt wird. Diese körperlichen Kontakte sind essenziell für das emotionale Wohlbefinden und die soziale Bindung. Digitale Kontakte können dabei niemals reale Kontakte ersetzen.  

    Es fehlt das Zugehörigkeitsgefühl zu einer größeren Gruppe oder Gemeinschaft – zum Beispiel, wenn man die Sprache oder die Lebensweise des Landes nicht kennt, in dem man gerade lebt.

    Älterer Herr schaut mit verschränkten Armen am Strand auf das graue Meer

    Die vielfältigen Folgen von Einsamkeit 

    Einsamkeit kann sich auch negativ auf die Lebensqualität auswirken. Für Menschen, die bereits mit einer Krebserkrankung kämpfen, wird diese Belastung dann oft zur zusätzlichen Herausforderung, die den Heilungsprozess negativ beeinflussen kann:
     

    • Seelische Belastung und Rückzug: Einsamkeit kann dazu führen, dass sich Patienten aus Scham oder Angst vor Ablehnung zurückziehen. Dieser Rückzug verstärkt den emotionalen Druck und beeinträchtigt die Lebensqualität.

     

    • Erhöhtes Risiko für Depressionen und Ängste: Einsamkeit macht es schwerer, Sorgen und Ängste zu teilen. Studien zeigen, dass dies die Entstehung von depressiven Verstimmungen und Angstzuständen begünstigt – was die Krankheitsbewältigung erschwert.

       

    • Schwächung des Immunsystems: Ein Mangel an sozialen Kontakten kann die Abwehrkräfte beeinträchtigen und damit die körperliche Gesundheit zusätzlich belasten. Denn: Einsamkeit setzt den Körper unter Stress, wodurch mehr Cortisol (Stress-Hormon) und Adrenalin ausgeschüttet wird.

       

    • Vernachlässigung von Arztbesuchen und Therapien: Ohne Unterstützung fällt es Betroffenen oft schwer, Termine wahrzunehmen oder Behandlungspläne konsequent umzusetzen – das kann die Heilungschancen mindern.

       

    • Förderung ungesunder Verhaltensweisen: Einsamkeit erhöht das Risiko für Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum oder Bewegungsmangel – Faktoren, welche die Gesundheit zusätzlich belasten.

       

    • Gefahr von Fehlinformationen: Wenn Betroffene sich einsam fühlen, suchen diese vielleicht verstärkt im Internet nach Antworten. Dabei besteht die Gefahr, in unseriösen Internetforen oder auf Webseiten auf falsche und verunsichernde Informationen zu stoßen. 

     


     

    Es gibt immer einen Weg aus der Einsamkeit – schlagen Sie ihn ein

    Einsamkeit lässt sich nur überwinden, wenn Sie selbst aktiv werden. Finden Sie heraus, was Ihnen Freude bereitet – sei es der Austausch in einer Selbsthilfegruppe für Prostatakrebspatienten, ein Kurs zur Stressbewältigung (viele Volkshochschulen, Kirchengemeinden und Krankenkassen bieten Kurse an) oder moderates Sporttreiben wie Nordic Walking, das sich gut mit anderen Betroffenen ausüben lässt. So entstehen Kontakte zu Menschen, die ähnliche Erfahrungen teilen, und der Alltag gewinnt an Struktur und Abwechslung. Ein Ehrenamt, etwa die Unterstützung bei Patientenberatungen, bietet zudem eine wertvolle Möglichkeit, sich eingebunden zu fühlen und neue soziale Verbindungen aufzubauen. Auch kleine Unternehmungen wie ein gemeinsamer Spaziergang oder ein geselliges Kartenspiel mit Freunden können helfen, das Gefühl von Isolation zu reduzieren. Indem Sie Angebote annehmen und sich nicht weiter zurückziehen, stärken Sie Ihr Wohlbefinden und verhindern, dass die Einsamkeit zur Belastung wird.
     

    Die Movember-Bewegung: Mitmachen hilft

    Viele Männer empfinden Scham und sprechen nur ungern offen über ihre Erkrankung oder Sorgen. Ein offener Umgang mit Prostatakrebs ist jedoch entscheidend, um Ängste abzubauen und Unterstützung zu finden. Der Movember ist eine weltweite Kampagne, die im November auf wichtige Themen der Männergesundheit aufmerksam macht – darunter psychische Gesundheit sowie Prostatakrebs und Hodenkrebs. Machen Sie doch einfach mal mit!

     


     

    Wo finde ich Unterstützung, wenn mich die Einsamkeit überfällt?

    • Selbsthilfegruppen: Hier treffen Sie auf Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen. Der Austausch in einer geschützten Atmosphäre fördert das Verständnis füreinander und gibt Kraft im Umgang mit der Erkrankung.

       

    • Beratungsstellen: Spezialisierte Krebsberatungsstellen bieten professionelle Unterstützung bei medizinischen, psychischen und sozialen Fragen. Sie helfen dabei, individuelle Lösungen zu finden und vermitteln bei Bedarf weitere Hilfsangebote.


      ☎️ Krebsinformationsdienst: 0800 420 30 40
      ☎️ Bundesverband Prostatakrebsselbsthilfe: 0800 70 80 123
      ☎️ Infonetz Krebs: 0800 80 70 88 77

       

    • Psychotherapie bei belastender Einsamkeit: Wenn Einsamkeit so stark belastet, dass alltägliche Aktivitäten und soziale Kontakte nicht mehr möglich sind oder nicht mehr helfen, kann eine Psychotherapie eine wertvolle Unterstützung bieten. Nehmen Sie Kontakt zu Ihrem Hausarzt auf. Durch professionelle Begleitung lernen Sie, neue Wege im Umgang mit Einsamkeit zu finden und Ihre emotionale Situation nachhaltig zu verbessern. 
       

    „Wenn Sorgen den Schlaf oder die Lebensqualität stark beeinträchtigen, ist das ein deutliches Zeichen, sich professionelle Unterstützung zu holen.“

    – Fabian Völler, Diplom-Psychologe und Psychoonkologe

     

    • Hotlines: Telefonische Beratungsangebote sind oft rund um die Uhr erreichbar und bieten schnelle Hilfe bei akuten Sorgen oder emotionalen Belastungen. 


      ☎️ Telefonseelsorge: 0800 111 0 111
      ☎️ Deutsche Depressionshilfe: 0800 33 44 533

     

    • Online-Foren und digitale Plattformen: Diese ermöglichen den Kontakt zu anderen Betroffenen auch unabhängig von Zeit und Ort und können eine ergänzende Unterstützung bieten.

     


     

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    Dieser Beitrag wurde vom wertvollER-Redaktionsteam ausgearbeitet.

    Literatur

      https://www.malteser.de/aware/hilfreich/bist-du-einsam.html#c917167
      https://www.malteser.de/dabei/gesundheit/wie-sich-einsamkeit-auf-koerper-und-seele-auswirkt.html
      https://lexikon.stangl.eu/17319/einsamkeit
      https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/einsamkeit

       


       

       

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