Diagnose fortschreitender Prostatakrebs
Durch ein aktives Arztgespräch mehr Lebensqualität gewinnen
Die Diagnose fortschreitender Prostatakrebs stellt Patienten vor ungeahnte Herausforderungen in der Krankheitsbewältigung. Oftmals kann die Diagnose mit einem Gefühl der Ohnmacht einhergehen und es fällt schwer die neue Situation zu akzeptieren. Eine Online-Umfrage unter deutschen Urologen liefert nun wertvolle Einblicke für Patienten und Angehörige auf die Bedeutung von Lebensqualität im Stadium fortgeschrittener Prostatakrebs. 64 Urologen nahmen im Frühjahr 2021 an der Befragung teil. Prostatakrebs-Patienten können aus diesen Ergebnissen wertvolle Rückschlüsse ziehen – nicht nur für den Umgang mit der Diagnose im Alltag, sondern auch für das Arztgespräch.
Umfrage-Ergebnisse: Lebensqualität als Therapieziel weit oben
Wer an fortschreitendem Prostatakrebs erkrankt, wünscht sich eine lebensverlängernde Therapie, die eine Entstehung von Metastasen verzögert. Dass die Lebensqualität auch während einer Therapie erhalten bleibt, ist ein Faktor von großer Relevanz, was auch deutlich aus den Befragungsergebnissen hervorgeht: 92 % der befragten Urologen ordneten für ihre Patienten mit fortschreitendem Prostatakrebs den Erhalt der Lebensqualität als wichtigstes Therapieziel ein. Gefolgt von den Therapiezielen Verlängerung des Gesamtüberlebens (79 %), Verzögerung der Metastasenbildung (73 %) sowie ein günstiges Nebenwirkungsprofil (73 %). Bei der Wahl der für den Patienten angemessenen Therapie ist also nicht nur eine gute Wirksamkeit zu berücksichtigen – es sollten zudem spürbare Einbrüche in der Lebensqualität vermieden werden.
Es gibt verschiedene Wege, über die Prostatakrebs-Patienten und ihre Angehörigen die Lebensqualität selbstständig und aktiv mitgestalten können:
- Bewegung und leichte sportliche Betätigung
- Eine gesunde Ernährung
- Eine vielseitige Freizeitgestaltung
- Die umfassende mentale Auseinandersetzung mit der Diagnose
Vorbereitet ins Arztgespräch gehen
Im Gegensatz dazu gibt es auch Kriterien, die sich dem Erhalt der Lebensqualität in den Weg stellen können. Deshalb sollten Prostatakrebs-Patienten dementsprechend sensibilisiert werden: Die wichtigsten Einflussfaktoren auf die Lebensqualität von Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs sind aus Sicht der befragten Urologen die Sorge vor dem Krankheitsprogress und dessen Folgen (75%), therapiebedingte Nebenwirkungen (73 %) sowie der Erhalt der Mobilität (65 %).
Diese Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, dass Betroffene offen und ausführlich mit ihrem behandelnden Arzt sprechen und sich intensiv beraten lassen. Sie sollten ihre Ängste, Sorgen und Bedürfnisse mitteilen, damit der Arzt auf dieser Basis eine Entscheidung für die passende Therapie treffen kann und die Wünsche des Patienten berücksichtigt. Deshalb ist es sinnvoll, dass Patienten sich bei Erhalt der Diagnose mit dem Krankheitsbild, -verlauf und ihren vorhandenen Symptomen auseinandersetzen. Hier können auch ein Leitfaden zur Vorbereitung auf das Arztgespräch und ein Symptomfragebogen, den die Betroffenen vorab ausfüllen und mit ihrem Arzt besprechen, nützliche Hilfestellung bieten.
Patienten sollten also aktiv in das Beratungsgespräch mit ihrem Arzt gehen, um die Verlängerung des metastasenfreien Überlebens in einer für sie bestmöglichen Therapie zu gewährleisten.
Angehörige als relevante Unterstützung
Die Umfrage zeigt außerdem die große Bedeutung, die den Angehörigen während des Krankheitsverlaufs auf verschiedenen Ebenen für den Patienten zuteilwird: Die befragten Urologen stufen die Angehörigen im Krankheitsverlauf aus Sicht ihrer Patienten als größte Unterstützung in den Bereichen „Bewältigung des Alltags“ (82 %), „Akzeptanz der Krankheit“ (78 %) und „Erhalt der Lebensqualität“ (73 %) ein. Die Partner:innen und das direkte (familiäre) Umfeld tragen folglich ganz entscheidend dazu bei, dass der Patient ein erfülltes, wertvolles Leben trotz fortschreitendem Prostatakrebs führt. Bereits in der Therapieplanung mit dem Arzt sollten die Partner:innen miteingebunden werden, um den Patienten die größtmögliche Unterstützung zu bieten.
Das können Angehörige ganz konkret tun, um den Betroffenen eine Stütze zu sein:
- Gemeinsame Unternehmungen: Regelmäßige Spaziergänge an der frischen Luft, leichte sportliche Betätigungen oder Ausflüge in die Natur sorgen für willkommene Ablenkung.
- Unterstützung bei der Ernährungsumstellung: Gesundheitsfördernde Mahlzeiten fördern die Lebensqualität.
- Motivation im Alltag: Eine aktive Alltagsgestaltung sorgt für schöne Momente, trotz Prostatakrebs.
- Zuhören und Mut zusprechen: Dem Betroffenen viele, regelmäßige Möglichkeiten einräumen, in denen er sich seine Sorgen und Ängste von der Seele reden kann.
Videotipp: Vorbereitet ins Arztgespräch
Im "Für Euch gefragt"-Video geht Dr. Stefan Machtens, Chefarzt für Urologie und Kinderurologie, GFO Kliniken Rhein-Berg / Marienkrankenhaus, im Gespräch mit seinem Patienten Joachim Feuerborn auf die Frage ein, wie man sich am besten auf ein Arztgespräch vorbereitet und gibt hilfreiche Hinweise dazu.