Reha nach einer Prostatakrebsbehandlung
Ein wichtiger Schritt zur schnellen Genesung

Die Diagnose Prostatakrebs ist für viele Patienten ein tiefgreifender Einschnitt in ihr Leben, der nicht nur körperliche, sondern auch emotionale Herausforderungen mit sich bringt. Nach Behandlungen wie operativen Eingriffen an der Prostata, Bestrahlungen oder hormonellen Therapien sehen sich vielen Patienten mit Beschwerden konfrontiert. Inkontinenz, erektile Dysfunktion oder psychische Belastungen sind oft eine direkte Folge der Therapie, aber auch eng mit der emotionalen Verarbeitung der Krebsdiagnose verbunden. In dieser schwierigen Phase kann eine Rehabilitationsmaßnahme wertvolle Unterstützung bieten. Sie ermöglicht den betroffenen Patienten, nach der anstrengenden Behandlung wieder zu Kräften zu kommen und in einem geschützten Rahmen an der eigenen Gesundheit zu arbeiten. Eine Reha kann entscheidend dazu beitragen, die Lebensqualität Schritt für Schritt zurückzugewinnen und neue Perspektiven zu entwickeln.
In diesem Blogartikel erklären wir, wann ein Anspruch auf eine Reha besteht, wie Sie diese beantragen und damit gezielt die Weichen für ein besseres Leben nach einer Prostatakrebsbehandlung stellen.
Welche Formen der Reha gibt es?
- Anschlussrehabilitation (AHB): Diese Form der Rehabilitation wird unmittelbar nach einer stationären Behandlung in Anspruch genommen. Ziel ist es, die Genesung zu unterstützen und durch den Eingriff entstandene Funktionsstörungen gezielt zu behandeln. Hierzu zählen körperliche Therapien, aber auch soziale und psychologische Unterstützung sind Teil dieser Maßnahme, um Betroffenen baldmöglichst eine optimale Rückkehr in den Alltag zu ermöglichen. Abhängig vom Kostenträger dürfen zwischen dem Krankenhausaufenthalt bzw. dem Therapieende bis zum Beginn der Anschlussrehabilitation nur 2 bis 5 Wochen liegen.
- Onkologische Rehabilitation: Im Gegensatz zur Anschlussbehandlung kann die onkologische Rehabilitation auch einige Zeit nach der unmittelbaren Therapie in Anspruch genommen werden. Sie richtet sich an Patienten, die körperliche und emotionale Unterstützung im Laufe ihrer Krebserkrankung benötigen. Der Fokus liegt auf der ganzheitlichen Förderung der Gesundheit, die sowohl die Behandlung von Funktionsstörungen als auch psychotherapeutische Gespräche umfassen kann. Ziel ist es - wie bei der AHB auch - die Lebensqualität nachhaltig zu steigern und den Umgang mit der Krebserkrankung zu verbessern.
- Berufliche Rehabilitation: Die so genannte „Teilhabe am Arbeitsleben“ hat zum Ziel, Krebserkrankten die Rückkehr in das Arbeitsleben zu erleichtern. Die Wiederaufnahme des Berufs kann unterschiedlich aussehen: Bei längerer Erkrankung kommt häufig die stufenweise Eingliederung über das „Hamburger Modell“ zum Einsatz. Betroffene beginnen mit nur wenigen Wochenstunden und erhöhen über einen zuvor festgelegten Plan sukzessive ihre Arbeitszeit. Die Kosten übernehmen in der Regel die Rentenversicherung, die Krankenkasse oder das Arbeitsamt.
Leistungen in einer Reha
In spezialisierten Rehabilitations-Einrichtungen profitieren Patienten von einem umfassenden Angebot an medizinischen, psychoonkologischen und psychosozialen Leistungen. Je nach individuellen Bedürfnissen können Rehabilitationsmaßnahmen stationär, teilstationär oder ambulant durchgeführt werden, wobei eine Dauer von in der Regel drei Wochen angestrebt wird.
Rehabilitationsmaßnahmen richten sich immer nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten – ganz gleich, ob es sich um eine AHB oder eine onkologische Reha handelt. Zu den wesentlichen Angeboten zählen:
Hierbei wird die Becken- und Bauchmuskulatur gestärkt, um ungewollte Urinabgänge nach Operationen oder Bestrahlungen wieder in den Griff zu bekommen.
Patienten erhalten Aufklärung im Zusammenhang mit Erektionsproblemen und Zugang zu verschiedenen Behandlungsoptionen wie Medikamente, Penisimplantaten oder Vakuumpumpen.
Diese Unterstützung hilft Patienten, die emotionalen Herausforderungen während der Krankheitsverarbeitung zu bewältigen und deren Stabilität zu fördern.
Diese Therapieform zielt darauf ab, die allgemeine Leistungsfähigkeit der Patienten zu verbessern und z.B. Fatigue und depressive Verstimmungen zu verringern.
Hier werden die rechtlichen Ansprüche auf Unterstützung im Alltag und Beruf geklärt, damit Patienten die notwendige Hilfe erhalten.
Patienten erhalten individuelle Informationen und Empfehlungen zu spezifischen Aspekten der Prostatakrebsbehandlung, die auf ihre persönliche Situation zugeschnitten sind.
Kann ich mir eine Reha-Klinik selbst aussuchen?
Nach §8 SGB IX haben Sie als Patient das Recht, Ihre Wunschklinik für eine stationäre oder ambulante Rehabilitation selbst auszuwählen. Es ist wichtig zu wissen, dass Sie sich dabei nicht an den Kliniklisten Ihres Kostenträgers, wie der Rentenversicherung oder Krankenkasse, orientieren müssen. Sie können jede geeignete Rehabilitationsklinik wählen, die Ihren Bedürfnissen entspricht.
Um Ihr Wunsch- und Wahlrecht in Anspruch zu nehmen, geben Sie Ihre Wunschklinik einfach im Reha-Antragsformular an. Hier steht ein entsprechendes Feld zur Verfügung. Sie können bis zu drei Wunschkliniken nennen, falls mehrere Optionen zur Auswahl stehen. Falls Ihr Reha-Antrag bereits gestellt wurde, reichen Sie nachträglich das Formular zum Wunsch- und Wahlrecht ein. Mehr Informationen zum Ablauf des Reha-Antrags und den Link zum Formular finden Sie untenstehend.
Achten Sie darauf, dass Ihre Wunschklinik bestimmte Voraussetzungen erfüllen muss: Sie sollte nachweislich für Ihre Erkrankung geeignet sein, einen Versorgungsvertrag mit dem Kostenträger haben und nach geltenden Qualitätsstandards zertifiziert sein. Wenn alle Bedingungen erfüllt sind, darf Ihre Wunschklinik nicht abgelehnt werden.
So läuft der Reha-Antrag für eine onkologische Rehabilitation ab
- Die Reha wird mit Hilfe des behandelnden Arztes, des Sozialdiensts des Krankenhauses oder selbstständig beim zuständigen Sozialversicherungsträger beantragt.
- Besprechen Sie Ihren Reha-Wunsch mit dem behandelnden Arzt. Für den Reha-Antrag ist eine medizinische Stellungnahme notwendig. Ebenso muss der Arzt die Ziele der Reha in der Antragstellung festlegen.
- Für eine onkologische Rehabilitation ist meist der Rentenversicherungsträger zuständig. Die Formulare gibt es beim Arzt, dem Krankenhaus oder auf der Homepage der Deutschen Rentenversicherung1. In Nordrhein-Westfalen läuft der Antrag über die so genannte „Arbeitsgemeinschaft für Krebsbekämpfung“2.
Damit eine onkologische Reha bewilligt wird, müssen Sie folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Rehabilitationsbedürftigkeit: Im beruflichen und/oder sozialen Umfeld sind Sie wegen Ihrer Prostatakrebserkrankungen weniger belastbar.
- Rehabilitationsfähigkeit: Sie sind ausreichend fit, um die körperlichen und psychischen Anstrengungen der Reha zu bewältigen.
- Positive Rehabilitationsprognose: Es ist zu erwarten, dass die vom Arzt angestrebten Reha-Ziele erreichbar sind.
Wie finde ich die passende Reha-Klinik?
Die Deutsche Rentenversicherung stellt auf ihrer Webseite ein Reha-Kliniksuche3 bereit. Geben Sie in die Suchmaske ihre Diagnose ein, um die Liste geeigneter Kliniken aufzurufen. Ebenso haben Sie über die Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation4 die Möglichkeit, eine Klinik-Datenbank aufzurufen. Auch über die bundesweit tätigen Krebsberatungsstellen5 erhalten Sie Unterstützung bei der Suche nach einer passenden Klinik.
Wichtig zu wissen: Finanziell abgesichert durch die Reha
Wenn Sie vor Ihrer Krebserkrankung berufstätig waren, erhalten Sie während der Reha eine Entgeltfortzahlung über maximal 6 Wochen. Danach übernimmt meist der Rentenversicherungsträger die finanzielle Absicherung mit dem so genannten Übergangsgeld. Voraussetzung dafür ist, dass Sie vor der Erkrankung Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben.
Wieder zu Hause? So geht es nach der Reha weiter
Nach einer Rehabilitation ist die Rückkehr nach Hause für viele Patienten ein emotionaler Wendepunkt, der mit großer Vorfreude, aber auch mit Herausforderungen verbunden ist. Die Zeit in der Reha hat oft neue Perspektiven eröffnet – sei es durch erlernte Fähigkeiten zur Stressbewältigung, den Umgang mit neuen Ernährungsweisen oder dem Einsatz körperlicher Aktivitäten, die nun Teil des Alltags sind. Manchmal ist jedoch weitere Unterstützung notwendig. Die Deutsche Rentenversicherung bietet eine umfassende Reha-Nachsorge an, die darauf abzielt, den Rehabilitationserfolg langfristig zu sichern und die Integration in Beruf und Alltag zu erleichtern. Detaillierte Informationen finden Patienten auf www.nachderreha.de6, aber auch bei Sozialverbänden und Selbsthilfegruppen7.
Literatur und weiterführende Informationen
https://menschen-mit-krebs.de/rehabilitation/
https://www.prostata-hilfe-deutschland.de/prostata-news/reha-bei-prostatakrebs-je-frueher-desto-bessere-erfolge (Letzter Zugriff: 08.04.2025)
https://www.krebsinformationsdienst.de/prostatakrebs/nachsorge-und-reha (Letzter Zugriff: 08.04.2025)
https://www.krebsinformationsdienst.de/rechte/rehabilitation (Letzter Zugriff: 08.04.2025)
https://www.krebsinformationsdienst.de/rechte/rehabilitation#c9628 (Letzter Zugriff: 08.04.2025)
1 https://www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Reha/Medizinische-Reha/Onkologische-Reha/onkologische-reha.html?cl2Categories_Themen=reha&groupName_str=formulare
2 https://www.argekrebsnw.de/
3 https://www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Reha/Reha-Einrichtungen/UmkreisSuche_Kliniken/kliniken_node_functional.html
4 https://www.reha-einrichtungsverzeichnis.de/
5 https://www.krebsinformationsdienst.de/krebsberatungsstellen
6 https://www.nachderreha.de/DE/Home/home_node.html
7 https://www.prostata-hilfe-deutschland.de/prostata-news/selbsthilfe-prostatakrebs